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Foto: Focus online
Foto: Focus online

Fake-Video zu Feinstaub-Manipulationen

Titanic Magazin foppt Focus Online

Dem Satiremagazin Titanic ist es erneut gelungen, einem Qualitätsmedium eine erfundene Geschichte unterzujubeln: Focus Online hat einen Artikel über ein Video verbreitet, in dem angeblich zu sehen ist, wie Linksautonome Feinstaub-Messstationen manipulieren.
Das Satiremagazin Titanic hat es wieder geschafft, eine gefakte Story als echt zu verkaufen: Diesmal ist Focus Online darauf reingefallen. Anlass ist die Debatte um Dieselfahrverbote. Um „die überaus besorgten Menschen“, die sich über die „niederträchtigen Umtriebe der Grünen, der Deutschen Umwelthilfe und überhaupt des ganzen linksversifften Packs“ austauschen, zu erreichen, haben sich die Titanic-Redakteure Moritz Hürtgen und Leonard Riegel etwas Besonderes ausgedacht. In einem einminütigen Video, das als Tutorial aufgezogen ist, geben sie sich mit Blasebalg und Sturmhaube bewaffnet als Linksextremisten aus. In dem Video liefern sie eine Anleitung, wie man Feinstaub-Messstationen so manipulieren kann, dass sie erhöhte Werte anzeigen. Das Video drehten sie an der Messstation Friedberger Platz, den Schnitt übernahm Hürtgen an seinem Smartphone. Es soll „alle geläufigen Annahmen über Autonome untermauern: vermummt, feige und zu allem bereit“, so die Titanic.

„Wer die Focus-Online-App auf seinem Smartphone installiert hat, weiß, dass die Münchner Vollgasjournalisten jeden Tag zwischen fünf und hundert Push-Mitteilungen zum Thema PKW ausgeben. Müsste das Faktenmagazin nicht zwingend berichten, wenn das Autohasser-Filmchen z. B. beim linksextremen Portal "Indymedia" auftaucht?“, schreibt die Titanic in ihrem heute veröffentlichten Artikel, in dem der Fake aufgedeckt wird. Um das „Beweismaterial“ also an die richtigen Leute zu bringen, hat der Titanic-IT-Profi Alexander Golz einen Screenshot gefakt, auf dem angeblich zu sehen ist, dass das Video vor kurzem auf dem linksextremen Portal Indymedia und auf Youtube online war. Dann legt sich Redakteur Hürtgen kurzerhand eine neue Identität zu – Michael Leitmayr – „der als Hobby linke Aktivitäten überwacht und das brisante Beweismaterial angeblich einsammelte, bevor die Autonomen von Indymedia Video und Blogeintrag wieder löschten.“ Leitmayr schickt das Video, den Screenshot und die Links an den zuständigen Auto-Redakteur des Focus – und der springt darauf an.

Im darauf folgenden Telefonat mit Hürtgen sagte Automobiljournalist V. laut dem Titanic Magazin, er könne die ganze Geschichte derzeit nicht verifizieren, aber: „Wir haben Leute, die sich mit Messtechnik auskennen, befragt, und grundsätzlich ist eine solche Manipulation wie im Video möglich.“ Leitmayr alias Hürtgen erzählt in dem Telefonat, er sei über Twitter auf das Video gestoßen. Den weiteren Verlauf des Gesprächs beschreibt die Titanic wie folgt: „Leitmayr ist froh, an einen so verständigen Redakteur geraten zu sein: „Ich habe mich an den Focus gewandt, weil da wenigstens noch etwas Sachverstand ist.““ V. sieht das ähnlich: „Wir sind eines der wenigen Medien, die überhaupt kritisch berichten.“ Gemeinsam lästern die beiden noch ein paar Minuten über Feinstaub-Wahn und Messwerte-Irrsinn, bis Redakteur V. zur Sache kommt: „Als Geschichte wäre es schon mal ein Knaller. Da machen wir sicherlich auch was dazu.“

Wie das Titanic Magazin berichtet, geht am Tag darauf bei Focus Online ein Artikel mit dem Titel „Autonome verbreiten Anleitung zur Manipulation von Feinstaub-Messstationen“ online. Mit Screenshots aus dem Video und von der Indymedia-Seite versichert das Faktenmagazin, dass das Ganze zwar „auf den ersten Blick nach einem schlechten Scherz aussieht“, aber „offenbar ernst gemeint“ sei. Der Beitrag wird auf Social-Media-Kanälen geteilt, taucht in Anti-Dieselverbot-Gruppen auf und führt – wie von den Titanic-Redakteuren beabsichtigt – zu hitzigen Debatten. In seinem Offenlegungs-Artikel schreibt Moritz Hürtgen am Schluss: „Verantwortliche von Satiremagazinen müssen sich überlegen, ob sie mit ihren bierlustigen Einfällen nicht die Glaubwürdigkeit der gesamten Medienbranche – die stets sehr bemüht ist! – aufs Spiel setzen.“

Focus Online hat den Fake inzwischen zugegeben und sich bei seinen Lesern entschuldigt. „Offenbar handelte es sich bei der Aktion aber tatsächlich nicht um eine ernst gemeinte Aktion, sondern einen Fake - initiiert vom Satire-Magazin Titanic. Leider ist Focus Online darauf hereingefallen und macht dies hiermit transparent. Die Redaktion entschuldigt sich für diesen Fehler“, schreibt das Medium. Betont wurde aber, dass die im Video gezeigte Manipulation technisch möglich wäre.
 
18. Februar 2019, 12.16 Uhr
Helen Schindler
 
 
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